Ursprünglich handelte es sich bei Soulcrane um ein Trio, das der Kölner Trompeter Matthias Schwengler mit dem Gitarristen Philipp Brämswig und dem Bassisten Reza Askari 2015 für die Umsetzung einer minimalistischen kammermusikalischen Ästhetik gegründet hatte. 2020 erweiterte Matthias Schwengler dann aber die Gruppe für die Aufnahme „Another Step We Take“ dann um den Saxofonisten Matthew Halpin zum Quartett und gilt seither mit seiner Band als das Synonym für atmosphärisch dichten Kammerjazz auf höchstem Niveau. Für ihr aktuelles Album haben die Musiker gleich fünf Gäste hinzugebeten. Ein eher ungewöhnliches Streichquintett mit drei Celli und zwei Violen fügt der Musik von Soulcrane einen warmen, dunklen, lebendigen Charakter bei. Durch die Hinzunahme des eher tieftönend ausgerichteten Streichquintetts, ist Soulcrane gar zum Nonett angewachsen – für Schwengler ist die Formation offenbar so etwas wie ein Gebräu, das Stück für Stück verfeinert und im Geschmack ausgebaut wird. Dieser Vergleich zur Braukunst ist nicht aus der Luft gegriffen. Mit mehreren Stücken auf „Soulcrane & Strings“ huldigt der Trompeter seiner zweiten großen Leidenschaft neben dem Verfassen und Aufführen feingesponnener Kompositionen: dem Craftbeer. Die Albumeröffnung „From West Coast to East Coast“ etwa symbolisiert für den Kölner die unendlichen Möglichkeiten des Biergeschmacks (wobei man aber auch durchaus die gelungene Verschränkung der Filmmusik der US-Westküste mit der rhythmischen Schärfe der Ostküste heraushören darf), „Mariya and Her Stout“ wiederum feiert die Erinnerung an den Genuss eines schönen Obergärigen in London, während das mit einem gewissen Latinfeel im 5/4-Takt pulsierende „Pirin’s Pearls“ Schwenglers Offenheit für andere Formen der Alkoholherstellung wie die private Schnapsbrennerei am Fuße des bulgarischen Pirin-Gebirges zeigt.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Musik torkelt weder trunken, noch macht sie einen dicken Kopf – Schwenglers Stücke mögen süffig sein, zeichnen sich aber durch eine vielstimmige Klarheit aus. Vor allem die ausgeruhten sensiblen Soli des Bandleaders und die erstaunliche Griffigkeit des drumlosen Musiker-Verbundes fallen in den raffinierten Rezepturen auf. Die gesamte Band überzeugt mit einer fast familiären Persönlichkeit, suchen im musikalischen Spiel die Verbindung zum Publikum und verführt durch ihre magische Anziehungskraft. Die neun Kölner Musiker verstehen es grandios, den großen Spielraum ihrer Töne wertvoll zu füllen. Für alle Jazzfans ein unbedingtes „Must“.